Wenn Freude und Übelkeit Hand in Hand gehen
Die zwei Striche auf dem Schwangerschaftstest bedeuten für viele Frauen das pure Glück. Doch schon wenige Tage später zieht eine andere Realität ein: Morgenübelkeit, ein flauer Magen und das Gefühl, ständig würgen zu müssen. Was romantisch als "Zeichen des neuen Lebens" beschrieben wird, ist für viele werdende Mütter ein echter Kampf.
Tatsächlich leiden rund 80 % aller Schwangeren unter Übelkeit – vor allem im ersten Trimester. Die gute Nachricht: Für die meisten verschwindet die Schwangerschaftsübelkeit spätestens nach der 12. bis 14. Woche. Die noch bessere Nachricht: Es gibt bewährte Mittel und natürliche Hausmittel, die dir durch diese Phase helfen können.
In diesem Beitrag erfährst du:
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Warum Übelkeit in der Schwangerschaft entsteht
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Was sofortige Linderung verschaffen kann
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Welche Lebensmittel helfen – und welche du meiden solltest
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Wann du ärztliche Hilfe brauchst
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Und welche sanften Alternativen wirklich wirken
Warum kommt es überhaupt zu Schwangerschaftsübelkeit?
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig erforscht, aber Expert:innen vermuten ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren:
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Hormonelle Umstellung: Der plötzliche Anstieg des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin) wird mit Übelkeit in Verbindung gebracht. Je höher der hCG-Spiegel, desto stärker oft die Symptome.
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Erhöhte Geruchsempfindlichkeit: Viele Schwangere reagieren plötzlich empfindlich auf Gerüche, die vorher neutral waren – ein Mechanismus zum Schutz des Embryos?
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Veränderter Stoffwechsel: Der Körper stellt sich auf „Ausnahmezustand“ ein und reagiert empfindlicher auf Stress, unregelmäßige Mahlzeiten oder äußere Reize.
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Magen-Darm-Empfindlichkeit: Der Verdauungstrakt reagiert träger, was Übelkeit und Völlegefühl begünstigen kann.
Gut zu wissen: Übelkeit ist zwar unangenehm, aber kein schlechtes Zeichen – im Gegenteil! Studien zeigen, dass eine gewisse Form der Übelkeit sogar mit einem reduzierten Risiko für Fehlgeburten einhergeht.
Was hilft wirklich bei Schwangerschaftsübelkeit?
1. Iss kleine, regelmäßige Mahlzeiten
Ein leerer Magen fördert Übelkeit. Deshalb: Niemals hungern!
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Halte immer kleine Snacks griffbereit – z. B. Nüsse, Cracker, Knäckebrot oder Reiswaffeln.
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Iss langsam und in kleinen Portionen über den Tag verteilt.
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Starte morgens mit einem trockenen Keks oder Zwieback direkt im Bett – das kann helfen, die erste Übelkeit zu verhindern.
2. Trinken, trinken, trinken – aber richtig
Viele Schwangere ekeln sich vor Wasser. Wenn das der Fall ist, helfen diese Alternativen:
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Kräutertees wie Pfefferminze oder Melisse
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Ingwertee (siehe nächster Punkt)
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Mineralwasser mit Zitrone
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Verdünnte Fruchtsäfte oder Brühen
Wichtig: Trinke über den Tag verteilt in kleinen Schlucken. Große Mengen auf einmal können die Übelkeit verstärken.
3. Ingwer – Die natürliche Anti-Übelkeits-Wurzel
Ingwer ist DAS Hausmittel bei Schwangerschaftsübelkeit. Studien zeigen, dass er effektiv gegen morgendliches Unwohlsein hilft – ganz ohne Nebenwirkungen.
So kannst du Ingwer anwenden:
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Frischen Ingwer in Scheiben schneiden, mit heißem Wasser aufgießen – fertig ist der Ingwertee.
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Ingwerbonbons oder Kapseln aus der Apotheke
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Ingwerscheiben zum Kauen (für die Mutigen!)
Wichtig: Kläre die Dosierung im Zweifel mit deiner Hebamme oder Ärztin ab – vor allem bei Risikoschwangerschaften.
4. Vermeide Auslöser – höre auf deinen Körper
Schwangerschaft macht dich zu einer Super-Spürnase – leider oft im negativen Sinne. Gerüche, die du früher kaum wahrgenommen hast, können jetzt Brechreiz auslösen.
Tipps:
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Verzichte auf stark gewürzte oder fettige Speisen.
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Meide Gerüche, die dich ekeln – sei es Kaffee, Parfüm oder Reinigungsmittel.
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Bitte deine Familie, beim Kochen Rücksicht zu nehmen.
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Lasse Fenster offen oder lüfte regelmäßig durch.
5. Akupressur & Akupunktur
Einige Frauen schwören auf Akupressur-Armbänder – bekannt z. B. aus der Reiseapotheke gegen Seekrankheit. Diese drücken auf einen Punkt am Handgelenk (P6), der mit dem Magen-Darm-Trakt verbunden ist.
Auch professionelle Akupunktur durch Hebammen oder Heilpraktiker:innen kann helfen. Sie gilt als sanfte, effektive Alternative, besonders bei starker oder anhaltender Übelkeit.
6. Ruhe und frische Luft
Auch wenn du gerade lieber im Bett bleibst: Bewegung an der frischen Luft kann Wunder wirken. Schon ein kleiner Spaziergang oder das Lüften des Schlafzimmers bringt Sauerstoff ins System und vertreibt das flaue Gefühl.
Gönne dir außerdem bewusste Pausen, genug Schlaf und Entlastung. Stress ist ein echter Übelkeits-Booster – also ruhig mal den Haushalt ignorieren und stattdessen Netflix oder ein Hörbuch genießen.
7. Homöopathie & Naturheilkunde
Viele Hebammen arbeiten erfolgreich mit sanften Mitteln wie:
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Nux vomica, wenn Übelkeit mit Gereiztheit einhergeht
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Sepia, bei allgemeiner Abneigung gegen Gerüche und Essen
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Pulsatilla, wenn emotionale Schwankungen im Vordergrund stehen
Wichtig: Am besten nur nach Rücksprache mit Fachpersonal anwenden. Auch Schüßler-Salze oder ätherische Öle (z. B. Zitrone oder Lavendel) können unterstützen.
8. Medikamente – wenn nichts mehr hilft
In schweren Fällen ist medikamentöse Hilfe gerechtfertigt – z. B. bei Hyperemesis gravidarum, der extremen Form der Schwangerschaftsübelkeit mit starkem Erbrechen und Gewichtsverlust.
Hier kommen z. B. folgende Medikamente infrage (nur auf ärztliche Verordnung!):
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Vitamin B6 (Pyridoxin)
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Antihistaminika wie Doxylamin
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Ondansetron (in schweren Fällen)
Scheue dich nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen – du musst nicht „durchhalten“, nur weil „es halt dazugehört“. Deine Gesundheit ist jetzt besonders wichtig.
Wann solltest du zum Arzt?
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Wenn du mehrmals täglich erbrichst und nichts bei dir behalten kannst
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Wenn du Gewicht verlierst
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Wenn du Anzeichen von Dehydrierung zeigst: trockener Mund, wenig Urin, Kreislaufprobleme
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Wenn die Übelkeit nach der 14. Woche nicht besser wird
In diesen Fällen kann es sich um Hyperemesis gravidarum handeln – eine ernstzunehmende Erkrankung, die eine ärztliche Betreuung braucht.
Fazit: Du bist nicht allein – und es wird besser
Schwangerschaftsübelkeit kann zermürbend sein – vor allem, wenn du dich auf diese besondere Zeit so sehr gefreut hast. Wichtig ist: Du bist nicht allein, und du musst dich nicht schämen, wenn du dich elend fühlst.
Jede Schwangerschaft ist anders. Manche Frauen spüren kaum etwas, andere kämpfen wochenlang mit Übelkeit. Was zählt: Du darfst auf dich hören, du darfst Nein sagen, du darfst Hilfe annehmen.
Die gute Nachricht: In den meisten Fällen verschwindet die Übelkeit nach dem ersten Trimester. Und bis dahin gilt: Kleine Schritte, viel Selbstfürsorge – und die richtigen Helferlein.
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